Im Zuge des Bologna-Prozesses haben sich in der hochschulpolitischen Diskussion insbesondere Zielgrößen wie Studiendauer, Studienabbruchquote oder Abschlussnote als Indikatoren für den Studienerfolg etabliert. Aber auch Aspekte der Beschäftigungsfähigkeit, der arbeitsmarktzentrierten Kompetenzentwicklung und der Persönlichkeitsentwicklung haben sich als relevante Studienerfolgskriterien durchgesetzt (im Überblick z.B. bei Blüthmann 2012; Freyer 2013). Der Studienerfolg besitzt damit sowohl aus einer individuellen Entwicklungsperspektive als auch aus einem institutionell-politischen Blickwinkel eine hohe Relevanz.
Inwieweit die sportliche Aktivität für den Studienerfolg eine Rolle spielt, ist noch nicht ausreichend geklärt. Obwohl die Sport- und Bewegungswissenschaften mittlerweile ein breites theoretisches Fundament und eine umfassende empirische Evidenz zu den Effekten sportlicher Aktivitäten aufweisen (z. B. auf die Entwicklung kognitive Fähigkeiten, Gesundheit und Wohlbefinden oder Leistungsmotivation) steht eine spezifische Auseinandersetzung mit den Wirkungen und Effekten von Sport und Bewegung bei Studierenden im Setting Hochschule noch aus (Dadaczynski & Schiemann 2015).
Der 4. Band der Periodika ‚Hochschulsport und Wissenschaft‘ greift die Problemstellung möglicher Zusammenhänge von sportlicher Aktivität und Studienerfolg mit einem interdisziplinären Fokus auf. Um den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Hochschulsport und zur Bedeutung der sportlichen Aktivität von Studierenden zu erfassen und zu erweitern, laden wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen ein, ihre Überlegungen, Beobachtungen und Erkenntnisse zur Thematik zu präsentieren. Ausgehend von einem weiten Begriffsverständnis von Studienerfolg sind sowohl Analysen zu institutionellen Kriterien (z. B. Abschlussnote, Studiendauer oder Studienabbruch) als auch zu individuellen Faktoren (z.B. Studienzufriedenheit, Gesundheitskompetenzen, soziale Kompetenzen, psychosoziale Gesundheit) willkommen.
Explizit gewünscht sind beispielsweise theoretische und empirische Beiträge
- über studienerfolgsrelevante Wirkungen und Effekte (individuell und institutionell) des studentischen Sporttreibens in Deutschland und/oder anderen Ländern,
- zur Bedeutung des studentischen Sporttreibens auf studienerfolgsrelevante Aspekte der studentischen Gesundheit,
- zum Einfluss politischer, organisationaler und/oder soziokultureller Studienkontexte auf das Sport- und Bewegungsverhalten von Studierenden,
- zur politisch-institutionellen Verortung des studentischen Sporttreibens an deutschen und internationalen Hochschulstandorten unter dem Gesichtspunkt hochschulpolitischer Entwicklungsprozesse,
- über die besonderen Rahmenbedingungen und Kontextstrukturen des studentischen Spitzensports im Hinblick auf den Studienerfolg,
- zu methodischen Aspekten einer möglichst differenzierten Erfassung sportlicher Aktivitäten, sportlicher Settings und Studienerfolgskriterien.